Archiv 2020

Corona Rennsaison 2020 – UPDATE –

Über die Hälfte einer ungewohnten, komplizierten und zugleich unerwarteten Saison 2020 ist bis jetzt vergangen. Alles hat anders angefangen als gedacht. Covid-19 brach aus und traf natürlich auch mein liebstes Hobby, den Motorradrennsport. Lange war unklar, wie und ob der Sport 2020 überhaupt stattfinden kann. Die ersten Termine wurden verschoben und das Zeitfenster der Saison 2020 wurde immer kleiner. Mich traf es besonders hart. Denn ich war top fit, gut vorbereitet, und ich wollte einfach nur angreifen und zeigen, was ich kann.
Im Juni kam dann das „OK“ für die ersten Termine und die Saison startete mit einem Verzug von zwei Monaten. Naja, aber wenigstens etwas! Ich war froh wieder auf der R1 zu sitzen und nach über 10 Monaten Pause war das Fahren einfach toll, aber zugleich auch völlig ungewohnt.
Nichts desto trotz konnte ich von Anfang an bei den Trainingsterminen konstant eine gute Leistung zeigen und in den Top 10 der Zeiten aller Veranstaltungsteilnehmer mitfahren.
Bei der ersten richtigen Rennveranstaltung, der German Moto Masters, lief es jedoch auf der für mich unbekannten Strecke, dem Lausitzring, nicht wirklich gut. Aufgrund des schlechten Wetters und der schlechten Streckenverhältnisse fand ich einfach nicht in meinen Rhythmus. Ich hatte kein Gefühl im Vorderrad. Im Rennen von Platz 23 gestartet, ging es deshalb am Ende nur auf Platz 16 vor.
In den darauffolgenden Trainingsveranstaltungen (ohne Rennen) merkte ich, dass doch irgendwas fehlte. Ich fühlte mich mit der R1 nichts eins. Ich war sofort am Limit und konnte nicht vernünftig pushen. Ich entschied mich also dafür, mein Fahrwerk einem Upgrade zu unterziehen und so wanderte kurzerhand das schwarze, schwedische Gold (Öhlins) vorne und hinten in die R1.
Da ich Zeit hatte und kaum Rennen stattfanden, konnte ich also die „freie Zeit“ gut nutzen, um mich an das neue Fahrwerk zu gewöhnen. Naja, was heißt gewöhnen… Nach nur einem Turn dachte ich, auf einem anderen Motorrad zu sitzen. Es passte einfach alles! Sofort konnte ich auf bekannten Strecken wie Oschersleben und Assen konstant deutlich schneller fahren, und ich war rundum glücklich. Die Investition hatte sich gelohnt!
Gegen Ende Juni/Anfang Juli wurden dann wieder Rennen erlaubt, an denen ich selbstverständlich teilnahm. Im Sprintrennen in Oschersleben Platz 3, im 2h-Endurance Rennen in Oschersleben Platz 9 mit meinem Freund Rouven (600er Fahrer). Ich war einfach zufrieden!
Ich trainierte weiterhin und ich stand bei weiteren Trainings konstant in der Spitze der Veranstaltungszeiten aller Teilnehmer. Das Training, das Upgrade und wahrscheinlich auch meine positive Grundstimmung trugen dazu bei, dass es so gut lief.
Mit diesen guten Ergebnissen und mit der guten Einstellung ging es Ende August zum Autodrom Most, zum 4. und 5. Lauf der German Moto Masters. Am 2. und 3. Lauf (Slovakiaring) nahm ich in diesem Jahr nicht teil. Somit waren die beiden Rennen in Most meine Chance richtig anzugreifen, doch noch eine gute Leistung in der German Moto Masters zu zeigen und viele Punkte für die Gesamtwertung zu sammeln. Auch wenn noch ein Rennen im September, Saisonfinale in Oschersleben, stattfindet, so ist die Meisterschaft durch Corona durch sehr verkürzt und somit waren die beiden Rennen in Most für mich besonders wichtig.
Der erste Tag der 3-Tages Veranstaltung startete trocken und es wurde immer heißer, bis zu 38 Grad Lufttemperatur. Trotzdem konnte ich meine Zeiten vom Vorjahr sofort verbessern und stand am Ende des Tages mit einer 1:42.0 in den Top 10. Mehr war am ersten Tag leider nicht drin, aber mit dem Ergebnis konnte ich trotzdem zufrieden sein. Mit den letzten Turns am Ende des ersten Tages stand dann auch die vorläufige Startaufstellung für das Rennen am Samstag fest – Startplatz 8.
Am Ende des ersten Tages sagten die Wetter-Apps, dass es am Samstag zum ersten Rennen regnen sollte. Juhu – Regen, genau mein Element. Mit dieser Freude war ich allerdings der Einzige im Fahrerlager.
Am zweiten Tag regnete es dann nicht nur zum Rennen, sondern den ganzen Tag. Ich wechselte die Reifen und drehte meine Runden im Nassen. Die Zeiten waren gut und ich fühlte mich im Regen und auf der R1 pudelwohl.
Dann ging es zum ersten Rennen der German Moto Masters. Startplatz 8 und somit eine gute Chance, nach vorne zu fahren. Der Start lief ausgezeichnet und ich konnte mich auf der 2. Position einsortieren. Der Fahrer vor mir war an einigen Stellen langsamer, doch ich wollte mir erst seine Linie angucken und nicht gleich übertreiben und einen eventuellen Sturz riskieren. Nach zwei Runden war mir klar, ich wollte an ihm vorbei. Doch dann beschlug mein Visier schlagartig. Ich konnte absolut nichts mehr sehen! An der Stelle kann ich nur sagen: Danke HJC das eure Helme einfach immer beschlagen, egal was man tut.
Mit beschlagenem Visier ging es weiter und in der 3. Runde wurde ich von zwei Fahrern überholt. Auf der Start/ Ziel-Geraden war klar: Ich muss was sehen, sonst verliere ich noch mehr Plätze. Ich fuhr also bei Vollgas im Regen einhändig mit 270 km/h über die Start/Ziel-Gerade und versuchte irgendwie,mein Visier frei zu wischen. Das funktionierte auch und ich konnte wieder mehr sehen. Dies machte ich danach in jeder Runde und konnte so irgendwann den vor mir Fahrenden überholen und als Dritter ins Ziel fahren. Genial! Podium im 3. Lauf der German Moto Masters – ich war einfach nur glücklich!
Der letzte und somit dritte Tag startete trocken und es freuten sich eigentlich alle auf ein trockenes Rennen. Ich war der Einzige, der ein Regenrennen herbeisehnte, da es einfach mein Ding ist. Allerdings sah die Wetterprognose „schlecht“ aus: 10 Prozent Regenwahrscheinlichkeit. Doch es änderte sich schlagartig. In der Mittagspause, drei Stunden vor meinem Rennstart, regnete es so heftig, dass alles unter Wasser stand. Doch nach dem Platzregen kam sofort die Sonne raus. Zwei Rennen fanden vor meinem Start statt (600 ccm und 750 ccm) und mit Sonne und Wind trocknete die Rennstrecke schnell ab. Schwierige Verhältnisse, da nicht klar war, ob die Strecke komplett trocken wird. Kurz vor meinem Rennen fing es wieder an zu regnen. Es regnete so stark, dass sogar der Start verschoben werden musste, da zu viel Wasser auf der Strecke stand. Endlich ging es los. Dieses Mal mit einem anderen Helm, den mir mein Freund Rouven ausgeliehen hatte.
Der Start lief wieder super und ich bog als Dritter in die erste Schikane ein. Dort stürzte der Erste und der zweite Fahrer musste abbremsen. Ich konnte mich an der linken Seite vorbeimogeln und somit stand ich auf Platz 1. Etwa eine Runde später wurde ich überholt. Der Fahrer legte ein enormes Tempo vor. Ich sah jedoch, dass er in jeder Kurve rutschte. Kurz darauf verspürte ich, dass der dritte Fahrer dicht hinter mir war und er mich in einer Kurve beim Anbremsen überholen würde, denn ich glaubte, im Augenwinkel seine Motorradfarbe zu erkennen. Ich dachte: „Lass sie einfach fahren, behalte dein eigenes Tempo bei, komm sicher ins Ziel. Egal, wie viele dich überholen“. Am Ende stellte sich dann aber heraus, dass ich das falsch gesehen hatte und zu dem Dritten ein enormer Vorsprung bestand. Aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt eben nicht.
Ich fuhr also als Zweitplatzierter weiterhin das Rennen und konnte konstant eine 1:55 fahren. Dann sah ich auf einmal, dass auf der Start/ Ziel-Geraden ein Motorrad mitten auf der Bahn lag – rote Flagge, Rennabbruch. Bis zum Ende war ich fest davon überzeugt, dass ich Zweiter geworden war und freute mich deshalb auch sehr. Doch als ich im Fahrerlager ankam, erwarteten mich meine Freundin und Freunde freudestrahlend und riefen mir zu, dass ich Erster geworden sei. Der gestürzte Fahrer auf der Start/Ziel-Geraden war nämlich der bis dahin vor mir Fahrende.
So ging das zweite Rennen zu Ende, in dem ich mein Ergebnis vom Vortag noch einmal deutlich verbessern konnte und Erster wurde. Ein unfassbar tolles Ergebnis, über das ich sehr stolz und glücklich bin!